Vom Kalb zur Kuh

Jede Kuh auf dem St. Vinzenzhof bekommt durchschnittlich ein Mal pro Jahr ein Kalb. Da wir den Termin in der Regel relativ genau errechnen können, wird die Kuh vor dem Kalben aus der Herde genommen und kann in einem separaten Stall abkalben (gebären). Dies ist vor allem aus hygienischen Gründen wichtig für das neugeborene Kalb. Im Abkalbebereich kann die Geburt unter sauberen Bedingungen auf frischem Stroh stattfinden. Bei einer Kalbin, so nennen wir ein weibliches Rind, das zum ersten Mal kalbt, ist es notwendig den Geburtsverlauf in kurzen Abständen zu kontrollieren und ggf. Geburtshilfe zu leisten. Handelt es sich um eine Kuh, die schon öfter gekalbt hat, läuft die Geburt in der Regel ohne Komplikationen ab, so dass wir keine Hilfestellung geben müssen. Hat das Kalb das Licht der Welt erblickt, so wird es innerhalb der ersten 6 Lebensstunden mit Erstmilch der Mutter (Kolostrum) getränkt. Dies ist unerlässlich, da das Neugeborene nach der Geburt über kein eigenes Immunsystem verfügt und die Abwehrstoffe nur über das Kolostrum aufnehmen kann. Sind Kuh und Kalb wohlauf, werden sie bald nach der Geburt voneinander getrennt..

Die Kuh kehrt wieder zurück zur Herde in ihr gewohntes Umfeld, um dort gemolken zu werden. Das Kalb bekommt eine eigene Box bei den schon älteren Kälbern im Kälberstall und erhält ca. 3 Tage nach der Geburt seinen "Personalausweis": eine gelbe Ohrmarke zur genauen Identifikation.

Die ersten 14 Tage ihres Lebens verbringen die Kälber in Einzelboxen und haben nur Kontakt zu ihren direkten Boxennachbarn. Die Trennung ist notwendig, da in einer Gruppe der Keimdruck für ein Neugeborenes zu hoch wäre.

Erst nach zwei Wochen, in denen es mit Muttermilch gestärkt wurde, kann es zu den älteren Kälbern in die Gruppe. Wir haben meist zwei Gruppen in Iglus, die zweimal täglich aus Eimern mit Frischmilch getränkt werden. Wir verwenden dafür Milch, die wir nicht abliefern können oder dürfen, z.B. von einer Kuh, die mit Antibiotika behandelt wurde. Nach ca. 8 Wochen im Iglu wird das Kalb von der Milch abgesetzt. Es hat sich nun an Heu, Silage und Getreide gewöhnt und ist jetzt auch kein Kalb mehr, sondern ein Rind.

Einige unserer Kälber werden noch im Tränkealter, andere auch erst als "abgesetzte" Rinder an einen Rindviehhalter in der Region verkauft. Leider können wir die Tiere aus Platz- und Arbeitskräftemangel nicht mehr selbst aufziehen. Den Bedarf an neuen Kühen bzw. Kalbinnen versuchen wir dann aus dem Bestand desselben Halters zu decken.